Geschichte des 20. Jahrhunderts

Chronologie und Frontverlauf 2. Weltkrieg

1931- 1937: Aggression Japans in China und Italiens in Nordafrika

1931 besetzte die japanische Armee ohne Wissen der eigenen Regierung die Mandschurei (Nordchina). Die national-chinesische Regierung unter Tschiang Kai-schek leistete keinen Widerstand, sondern reichte bloss beim Völkerbund Klage ein, worauf Japan austrat. Die Grossmächte griffen nicht ein.
1935 eroberte Italien Äthiopien. Diesmal verhängte der Völkerbund Wirtschaftssanktionen, worauf Italien austrat.
1937 setzte Japan nach einem - vermutlich selbst provozierten - Zwischenfall zur Eroberung ganz Chinas an. Widerstand leisteten vor allem die Kommunisten unter Mao Tse-tung.

Hitler erzwingt den Anschluss deutschsprachiger Gebiete an Grossdeutschland

1936 rückten deutsche Truppen in das vertragsgemäss entmilitarisierte deutsche Rheinland ein. Die deutschen "Generale und Diplomaten hatten vor diesem Schritt entschieden gewarnt, denn eine militärische Gegenaktion Frankreichs hätte für das Reich bei seinem damaligen Rüstungsstand eine Katastrophe bedeutet. Aber wiederum gewann Hitler sein gewagtes Spiel: Frankreich und Grossbritannien begnügten sich mit papiernen Protesten; bei den englischen Konservativen blieb die Stimmung gegenüber dem Reich unverändert wohlwollend." (Boesch a.a.O., S. 250)
1938 verlangte Hitler unter dem Motto "Heim ins Reich" den Anschluss Österreichs. Der österreichische Bundeskanzler Schuschnigg versuchte sich mit einer Volksabstimmung Rückendeckung zu verschaffen, Hitler liess aber die Truppen noch vorher einmarschieren. Seine Gefolgsleute sorgten dafür, dass die Wehrmacht nicht mit Gewehren, sondern mit Blumen begrüsst wurden.
1938: ermutigt durch die Passivität der Westmächte liess Hitlers Propagandaminister Goebbels erbitterte Klagen gegen die angebliche Unterdrückung der "Sudetendeutschen" in der Tschechoslowakei verbreiten. Diesmal reagierten England und Frankreich, es kam zur Konferenz von München: Chamberlain (GB), Daladier (F), Mussolini (I) und Hitler (D) beschlossen am 29. 9. 1938, die mehrheitlich deutsch besiedelten Randgebiete von der Tschechoslowakei abzutrennen und dem Deutschen Reich zuzuweisen. Hitler versprach, dies sei seine letzte Forderung - und Chamberlain / Daladier waren naiv genug, ihm zu glauben. Die Tschechoslowakei und die Grossmacht Sowjetunion (Russland) waren an der Konferenz nicht vertreten! Polen (selbst durch deutsche Ansprüche bedroht) und Ungarn nutzten die Gelegenheit und schoben ihre Grenzen ebenfalls auf Kosten der Tschechoslowakei vor.
1939: Am 14. März wurde eine in Berlin aufgesetzte Unabhängigkeitserklärung der Slowakei verkündet, noch am gleichen Abend kapitulierte der greise tschechoslowakische Präsident Hacha, deutsche Truppen besetzten Prag kampflos. Litauen trat unter Kriegsdrohung das Memelgebiet ab. Italien besetzte am 7. April Albanien. Hitler forderte am 21. 3. 1939 die Integration der Stadt Danzig ins Reich und eine exterritoriale Verbindung durch Polen nach Ostpreussen. Grossbritannien und Frankreich gaben eine Garantieerklärung für Polen ab. In Frankreich kennzeichnete allerdings die Frage "Mourir pour Dantzig?" eine wenig engagierte Stimmung.
Der sowjetische Diktator Stalin verlor das Vertrauen in eine gemeinsame Front mit den Westmächten gegen Hitler und suchte sich deshalb durch direkte Verhandlungen abzusichern - was sich angesichts der notorischen Vertragsbrüchigkeit Hitlers auch für die UdSSR als verhängnisvoll erweisen sollte. Am 23. August 1939 unterzeichneten die Aussenminister Ribbentrop (D) und Molotow (UdSSR) den nach ihnen benannten Nichtangriffspakt und ein geheimes Zusatzprotokoll, das die Aufteilung Polens auf die beiden Mächte regelte.

Kriegsausbruch in Europa

Am 30. 8. 1939 wählte das Parlament Henri Guisan zum General der Schweizer Armee (diese Funktion wird nur in Kriegszeiten besetzt), am 2. 9. 1939 rückten in der allg. Kriegsmobilmachung 430'000 Soldaten zur Verteidigung der Schweizer Grenzen ein.
Hitler nützte den Schock über die russisch-deutsche Einigung aus: am 1. 9. 1939 überfielen deutsche Truppen Polen., das bis Ende September vollständig von deutschen und sowjetischen Truppen besetzt war. Grossbritannien und Frankreich erklärten Deutschland am 3. 9. 1939 den Krieg - aber verharrten tatenlos hinter der "Maginot-Linie", einem ebenso gewaltigen wie wirkungslosen Schutzwall. Es folgte der so genannte "Sitzkrieg" (französisch: "drôle de guerre" [seltsamer Krieg]). Die Westmächte verliessen sich einzig auf ihre Seeblockade.
Die Sowjetunion verleibte sich die baltischen Staaten Estland, Lettland und Littauen ein und entriss Finnland im Winterkrieg 1939/40 nach erbittertem Widerstand einige Randgebiete - ohne dass die Westmächte oder die neutralen skandinavischen Staaten eingegriffen hätten.
Beide Kriegsparteien planten eine Invasion auf das neutrale Norwegen, um den Eisenerzhafen von Narvik zu kontrollieren - Hitler war am 9. 4. 1940 um einige Tage schneller, auch das neutrale Dänemark wurde besetzt.

Eroberung Frankreichs

Zwischen dem 10. 5. 1940 - 22. 6. 1940 eroberten die deutschen Truppen in einem Blitzkrieg halb Frankreich. Die Maginot-Linie wurde via die neutralen Staaten Niederlande und Belgien umgangen und mit Luftlandetruppen überflogen. Die Reste der französischen Armee und das britische Expeditionskorps wurden in letzter Minute aus Dünkirchen nach England evakuiert. Paris wurde kampflos besetzt. Tausende von polnischen Soldaten wurden im Jura gegen die Grenze abgedrängt und konnten sich in die Schweiz retten. Das nicht besetzte Südfrankreich wurde mit Hauptstadt Vichy von einer Regierung verwaltet, die sich mit Hitler arrangierte. Diese Regierung war u.a. auch für die Deportation von Tausenden von Juden in die deutschen Vernichtungslager in Polen mitverantwortlich.
Die deutsche Propaganda bedrohte damals offen die Schweiz: "Die Schweiz, das kleine Stachelschwein, nehmen wir auf dem Rückweg ein!". In der Schweiz erwartete man einen deutschen Angriff nach dem Abschluss des Frankreich-Feldzuges, also noch im Jahre 1940.
(Mündliche Überlieferung, ist im Internet auch aus anderen mündlichen Quellen zu finden)
In Grossbritannien löste am 10. 5. 1940 Winston Churchill den glücklosen Chamberlain als Premierminister ab. Er konnte seinem Volk nichts als "Blut, Schweiss und Tränen" versprechen. In der Luftschlacht um England 1940 - 1941 musste Hitler die erste Niederlage einstecken. Ab 1942 begannen britische und amerikanische Luftangriffe auf Deutschland.

Der Seekrieg

Im Seekrieg von 1939 - 1945 versuchte beide Seiten mit schweren Kriegsschiffen und U-Booten den Nachschub des Gegners zu behindern. Es wurde mehr Transportkapazität von Handelsschiffen versenkt, als vor dem Krieg zur Verfügung gestanden hatte.

Der Afrikafeldzug

Die Schlacht um Nordafrika 1940 - 1942 (Lybien mit Ölquellen!) gewannen die Engländer

Der Russlandfeldzug

Am 22. 6. 1941 versuchte Hitler mit dem Angriff auf Russland seine alten Ziele im Osten zu verwirklichen. Die Deutschen stiessen bis kurz vor Moskau vor. Im Winter wurden sie zurückgedrängt, im Sommer 1942 eroberten sie die Erdölfelder im Kaukasus. Die Winteroffensive der Roten Armee Anfang 1943 führte zum Untergang der eingekesselten deutschen Armeen bei Stalingrad und markierte die Kriegswende.

Pearl Harbour: Eintritt der USA in den Zweiten Weltkrieg

Die USA hatten zwar Grossbritannien mit Waffen beliefert, traten aber selbst erst aktiv in den Krieg ein, nachdem Japan sie mit dem Angriff auf ihren Flottenstützpunkt Pearl Harbor (Hawaii) am 7. 12. 1941 dazu gezwungen hatte.
1943 landeten alliierte Truppen in Italien, Mussolini wurde abgesetzt und verhaftet, aber von einem deutschen Kommando befreit. Italien trat auf die Seite der Alliierten über. Mussolini wurde 1945 von italienischen Partisanen [Widerstandskämpfern] erschossen, als er versuchte, in die Schweiz zu flüchten.
Um den russischen Vormarsch zu stoppen, besetzten deutsche Truppen am 19. März 1944 das bis dahin mit Deutschland verbündete Ungarn. Zwischen dem 15. Mai und dem 8. Juli 1944 wurden 476'000 Juden aus Ungarn ins Vernichtungslager Auschwitz deportiert. (Roth Heinrich und Weiss Josef, Zweiter Weltkrieg, 2. Teil , S. 29) Die Schweiz revidierte ihre Flüchtlingspolitik am 12. Juli 1944, als es bereits zu spät war.

Die Allierte Invasion in der Normandie

Am 6. 6. 1944 landeten alliierte Truppen unter dem US-General Dwight D. Eisenhower in Nordfrankreich, am 15. 8. 1944 in Südfrankreich. Paris wurde am 25. 8. 1944 befreit, Ende August wurde die Schweizer Grenze erreicht.
Bereits Ende 1943 einigten sich Stalin (UdSSR), Roosevelt (USA) und Churchill (GB) auf die russische Forderung, Deutschland nach dem Krieg aufzuteilen und die Gebiete östlich der Flüsse Oder und Neiße zu Polen zu schlagen. (Boesch, a.a.O. S. 269)
Auf der Konferenz von Jalta (4.-11.2.1945) handelten sie die Details der Nachkriegsordnung in Europa aus.
Hitler befahl den totalen Widerstand, entzog sich dann aber zuletzt durch feigen Selbstmord (30. 4. 1945) der Verantwortung. Am 8. Mai 1945 war der Krieg in Europa zu Ende.

Atombomben auf Hiroshima und Nagasaki

Die Schweiz übermittelte nach den Atombombenabwürfen auf Hiroshima (6. 8. 1945) und Nagasaki (9. 8. 1945) das japanische Kapitulationsangebot an die Allierten. Am 15. 8. 1945 war der zweite Weltkrieg beendet. Während des Krieges hatte die neutrale Schweiz die Interessen von 35 Staaten vertreten, die miteinander im Krieg standen und die ordentlichen diplomatischen Beziehungen abgebrochen hatten, u.a. Deutschland gegenüber Grossbritannien und umgekehrt.

Vereinzelte Bombardierungen der Schweiz

In der Schweiz wurden 7379 Fliegeralarme ausgelöst, 70 mal wurden Bomben abgeworfen (84 Personen wurden getötet, 260 verletzt, davon allein 40 Tote bei der Bombardierung der Stadt Schaffhausen am 1. 4. 1944 mit 371 Brand- und Sprengbomben, der 65 Grossbrände auslöste). Nach dem Krieg zahlten die USA 62 Mio. Fr. Schadenersatz. (Chronik a.a.O., S. 543) 105 Militärflugzeuge (in der Mehrzahl von der deutschen Luftabwehr getroffene alliierte Maschinen landeten in der Schweiz und wurden bis zum Kriegsende interniert)

Literatur und Links zur Chronologie des Zweiten Weltkriegs:

J.R. von Salis, Weltchronik 1939 - 1945, Zürich: Orell Füssli Verlag, 1966
Kinder Hermann und Hilgemann Werner: dtv-Atlas zur Weltgeschichte, Band 2, München: Deutscher Taschenbuch Verlag, ¹1966, zitiert nach ¹²1977
Joseph Boesch, Weltgeschichte. Von der Aufklärung bis zur Gegenwart, Erlenbach-Zürich: Eugen Rentsch Verlag, ³1972
Roth Heinrich und Weiss Josef, Zweiter Weltkrieg, Zeitgeschichtliche Lesehefte, Wattwil: Artel-Verlag ²1970.
Teil 1: Überfall
Teil 2: Zusammenbruch
Chronik der Schweiz, red. Christian Schütt / Bernhard Pollmann, Dortmund: Chronik-Verlag / Zürich: Ex Libris, 1987
Details zum Kriegsverlauf aus der Sicht deutscher Historiker (Haus der Geschichte, Bonn)

© 2003-2004 Markus Jud, Luzern	Letztes Update: 12.8.2004
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