1853-56 | Krimkrieg: Friede von Paris zwingt der Türkei niedrige Einfuhrzölle auf, dadurch Rückgang der türkischen Eigenproduktion und Anstieg der Staatsverschuldung |
Ab 1860 | Studenten und Offiziere organisieren sich gegen die autokratische [selbstherrliche] Herrschaft des Sultans. |
1875 | Staatsbankrott |
1891 | Offizierskomitee "Freiheit und Fortschritt" |
1896/97 | Türkisch-griechischer Krieg um Kreta: Sieg der Türkei |
1905 | Mustafa Kemal Atatürk (späterer Begründer der modernen Türkei) bildet einen Geheimbund. |
1908 | Zusammenschluss des Offizierskomitees und des Geheimbundes zur Jungtürkischen Partei |
1908 | Jungtürkische Revolution: Aufstände in Saloniki, Albanien, Arabien. Absetzung des Sultans. Forderung nach Verfassung und Gleichberechtigung aller Volksgruppen. |
1908/09 | Bosnische Krise als Folge der Jungtürkischen Revolution |
Sept. 1908 | Anschluss Kretas an Griechenland |
Okt. 1908 | Bulgarien erklärt sich zum unabhängigen Königreich |
Okt. 1908 | Annexion [Einverleibung] von Bosnien-Herzegowina durch Österreich-Ungarn. Protest der Türkei und von Serbien (sieht gross-serbische Pläne durchkreuzt) |
1910 | Montenegro erklärt sich zum Königreich |
1912/13 | Balkankrise Unruhen in Albanien |
März 1912 | 1. Balkanbund: Serbien, Bulgarien, Griechenland und Montenegro gegen Österreich |
Okt. 1912 | 1. Balkankrieg Balkanbund gegen Türkei. Serbien sucht Zugang zur Adria. Italien versucht Albanien zu besetzen. Österreich gegen Ausdehnung Serbiens und Italiens. |
Mai 1913 | Frieden von London. Türkei tritt alle Gebiete westlich von Enos-Midia und die ägäischen Inseln ab |
Juni 1913 | 2. Balkankrieg: Bulgarien greift Serbien an. Intervention Rumäniens, Griechenlands, Montenegros und der Türkei zugunsten Serbiens. Österreich-Ungarn wird von Deutschland und Italien von einer Unterstützung Bulgariens abgehalten. |
Aug. 1913 | Friede von Bukarest: Bulgarien verliert Mazedonien und die Dobrudscha, Kreta endgültig an Griechenland, Albanien selbständiges Fürstentum. Serbien ist enttäuscht, da es den Adria-Zugang nicht erreicht hat. |
1914 | Deutsch-türkisches Verteidigungsbündnis |
Weil keine der Grossmächte ernsthafte Anstrengungen zu einer friedlichen Lösung der Probleme unternahm, schien ein Krieg über kurz oder lang unausweichlich. Die Ermordung des österreichischen Thronfolgers Franz Ferdinand und seiner Frau durch einen bosnischen Studenten am 28. 6. 1914 in Sarajevo war dann nur noch der berühmte "Funke am Pulverfass". Österreich und Deutschland verlangten ultimativ [mit Ansetzen einer Frist] eine Bestrafung des Mörders, was die serbische Regierung damals - sei es wegen fehlendem Willen oder fehlender Kontrolle über die Extremisten im eigenen Land - ebenso wenig erfüllen konnte oder wollte wie in der jüngsten Vergangenheit die provisorische Regierung des 2004 gestorbenen Palästinerpräsidenten Arafat.
Am 28.7.1914 erklärten Österreich und Deutschland Serbien und kurz darauf den mit Serbien verbündeten Russland und Frankreich den Krieg. Die deutschen Truppen griffen Frankreich nicht direkt an, sondern marschierten durch das neutrale Belgien, worauf Grossbritannien auch gegen Deutschland in den Krieg eintrat.
Japan nutzte die Gelegenheit, seinen Einfluss auszudehnen und eroberte deutsche Besitzungen in Nordchina, die Türkei schloss mit Deutschland einen gegen Russland gerichteten Vertrag und Italien liess sich als Belohnung für seinen Kriegseintritt auf der Seite der Allierten [gegen Deutschland/Österreich verbündeten Staaten] die Ausdehnung seines Gebietes bis zu den Alpen (Südtirol) und an der östlichen Adriaküste (heutiges Kroatien) versprechen.
Deutschland führte nach dem Kriegsplan von Graf Alfred von Schlieffen (1833-1913) ("Schlieffen-Plan", 1905/06) einen Zweifrontenkrieg: Im Osten versuchteman den Gegner hinzuhalten, im Westen suchte man eine rasche Entscheidung mit einem Zangenangriff sowohl durch das Elsaß wie auch durch das neutrale Belgien.
Nach raschen deutschen Anfangserfolgen folgte ein langwieriger Stellungskrieg in Nordfrankreich. Dutzende von Schlachten zwischen Italien und Österreich brachten keine Entscheidung. In Osteuropa deutsch-österreichischer Vormarsch gegen wenig motivierte russische Truppen, im Mittelmeer britische Erfolge gegen die Türkei. Beide Seiten setzten neue Waffen (Panzerfahrzeuge, Ballons, Flugzeuge, U-Boote gegen Handelsschiffe, Giftgas) ein, ohne dadurch entscheidende Vorteile zu erringen.
Aug. 1914 | Schlacht von Mühlhausen. Scheitern des franz. Angriffs |
18.8.1914 | Angriff des rechten deutschen Flügels |
Sept. 1914 | Fünf deutsche Armeen stehen zwischen Paris und Verdun - weitester deutscher Vorstoß auf nordfranzösisches Gebiet. |
6.-9.9.1914 | Marneschlacht. Französischer Gegenangriff, deutscher Rückzug an die Aisne |
Okt./Nov. 1914 | "Wettlauf zum Meer". Am Yserkanal und vor Ypern erstarren die Fronten. Aus dem Bewegungskrieg wird ein Stellungskrieg. |
Feb./März 1915 | Winterschlacht in der Champagne |
April/Mai 1915 | Schlacht bei Ypern: Einsatz von Giftgas |
Mai-Juli 1915 | Lorettoschlacht: erfolgloser Angriff der Entente (F/GB) |
Sep./Nov. 1915 | Herbstschlacht in der Champagne bringt keine Entscheidung. |
21.2.-21.7.1916 | Kampf um Verdun ("Hölle von Verdun"), deutsche Erfolge werden mit grossen Verlusten erkauft, die zum Abbruch der Offensive zwingen |
24.6.-26.11.1916 | Misslungener franz.-brit. Durchbruchsversuch |
24.10.-16.12.1916 | Rückeroberung des Festungswerks von Verdun durch die Franzosen |
Feb./März 1917 | Deutscher Rückzug in die "Siegfriedstellung" zwischen Arras und Soissons. |
Mai 1917 | Franz. Metallarbeiterstreik und Meuterei. General Pétain löst Nivelle im Oberkommando ab. |
Sommer 1917 bis Juli 1918 |
Frontverlauf im Elsaß etwas östlich der alten Grenze, in Lothringen
etwas westlich; nördlich von Nancy, Verdun, Reims, Soissons; dann zur Nordsee auf einer Linie westlich von Péronne, Bapaume, östlich von Arras, westlich von La Bassee, östlich von Ypern |
bis Okt. 1918 | Markante deutsche Gebietsverluste in Nordfrankreich und Westbelgien |
bis Nov. 1918 | Ausser in einem Zipfel zwischen Metz, Verdun und Longwy sind die deutschen Truppen hinter die franz.-belg. Grenze zurückgedrängt, in Belgien auf eine Linie westlich Antwerpen, Brüssel, Namur |
Aug. 1914 | Schlacht von Gumbinnen. Deutsche Räumung Ostpreußens. |
26.-30.8.1914 | Schlacht von Tannenberg. Russische Armee Narew eingeschlossen. |
6.-15.9.1914 | Schlacht an den Masurischen Seen. Russland räumt Ostpreußen. |
Aug./Sep. 1914 | Schlachten von Lemberg bringen den österr.-ungar. Vorstoss zum Stehen. |
Nov. 1914 | Russische Offensive ("russische Dampfwalze") und deutsche Gegenoffensive, Kämpfe bei Lodz, Lowicz und Limanova. |
Dez. 1914 - April 1915 |
Winterschlacht in den Karpaten: Russischer Angriff auf Ungarn abgewehrt. |
Feb. 1915 | Winterschlacht in den Masuren. |
Mai 1915 | Schlacht von Tarnóv und Gorlice. Deutscher Vorstoss nach Galizien und in die Bukowina. |
April 1915 | Deutscher Vorstoß nach Litauen und Kurland |
Juli-Aug. 1915 | Deutsch-österreichische Offensive von der Ostsee bis zum San. Eroberung von Polen. |
Sept. 1915 | Schlacht von Tarnopol. Die deutsch-österr. Offensive bleibt stecken. |
Juni-Aug. 1916 | Russische Gegenoffensiven. Zunächst Gebietsgewinne in Wolhynien und Galizien, hohe Verluste führen aber zur Demoralisierung der russ. Truppen. |
Juli 1917 | Deutsch-österr. Offensive, Rückgewinnung Galiziens und der Bukowina. |
Sept. 1917 Okt. 1918 |
Deutsche Truppen erobern Riga sowie die Ostseeinseln Ösel, Dagö und Moon. |
Okt 1915 | Offensive der Mittelmächte Österreich-Ungarn und Deutschland in Serbien, Eroberung von Belgrad. |
Nov. 1915 Dez. 1915 |
Schlacht auf dem Amselfeld (Kosovo) Eroberung von Montenegro |
Jan. 1916 | Einmarsch der Mittelmächte in Albanien. Die Front gegen Mazedonien erstarrt bis 1918. |
Sep.-Dez. 1916 | Die Mittelmächte erobern Rumänien, nur ein kleiner Streifen im Osten wird von russischen Truppen gehalten. |
Juni 1915 bis Aug. 1917 |
Nach italienischem Angriff insgesamt 11 unentschiedene Schlachten am Isonzo. |
Okt. 1917 | Durchbruch der Mittelmächte am Isonzo, italienischer Rückzug hinter die Piave. |
Ende 1916 schienen beide Seiten grundsätzlich zu Friedensverhandlungen und einem "Frieden ohne Sieger und Besiegte" (US-Präsident Woodrow Wilson) bereit, konnten sich aber über die konkreten Bedingungen nicht einigen. Der deutsche U-Boot-Krieg gegen amerikanische Handelsschiffe und der deutsche Versuch, Mexiko zum Kriegseintritt zu bewegen, führten im April 1917 zum Kriegseintritt der USA. In Frankreich, Deutschland und Österreich-Ungarn kam es zu inneren Unruhen; in Russland musste Zar Nikolaus II. im April 1917 abdanken. Die kommunistischen Revolutionäre um Wladimir Iljitsch Lenin kehrten aus ihrem Schweizer Exil zurück und gelangten nach einem gescheiterten Putschversuch im Juli mit der Oktoberrevolution 1917 doch noch an die Macht. Sie enteigneten die Grossgrundbesitzer und schlossen rasch Frieden mit Deutschland / Österreich, um ihre Revolution ungestört durchziehen zu können.
Noch während der Waffenstillstandsverhandlungen mit den Westmächten kam es in Deutschland zur Bildung von "Arbeiter- und Soldatenräten" und Revolutionen in München und Berlin, der deutsche Kaiser Wilhelm II. wurde im November 1918 zur Abdankung gezwungen und ins holländische Exil geschickt. Die Tschechoslowakei und Ungarn (30.10.1918) erklärten ihre Unabhängigkeit von der habsburgischen Donaumonarchie und in Österreich wurde am 12.11.1918 die Republik ausgerufen. Der österreichische Kaiser Karl I. wurde zum Verzicht auf jede Regierungstätigkeit gezwungen und nach zwei gescheiterten Versuchen, an die Macht zurück zu kehren, 1921 nach Madeira verbannt.
Nun war von deutsch - österreichischer Seite an eine Fortsetzung des Krieges nicht mehr zu denken, die Alliierten diktierten die Bedingungen des Friedens im Vertrag von Versailles. Deutschland musste das Elsass und Gebiete im Osten abtreten, das Saarland und die Kolonien wurde durch den neu gegründeten Völkerbund verwaltet. Zudem wurden Deutschland, Österreich und Ungarn zu riesigen Reparationszahlungen [Bezahlung der durch den Krieg verursachten Schäden] verpflichtet. Österreich musste im Friedensvertrag von Saint-Germain-en-Laye (1919) definitiv auf Ungarn und die slawischen Teile seines Reiches verzichten und das Südtirol an Italien abtreten. Der österreichische Wunsch, sich unter den geänderten Rahmenbedingungen dem Deutschen Reich anzuschliessen, wurde von den Siegermächten abgelehnt. Auch Ungarn wurde als Nachfolgestaat der Donaumonarchie betrachtet und musste im Friedensvertrag von Trianon (1920) grosse Gebiete an die Tschechoslowakei, Jugoslawien und Rumänien abtreten. Die Türkei schliesslich verlor umstrittene Grenzgebiete und Inseln an Griechenland, Syrien und den Libanon an Frankreich, den Irak, Palästina, Zypern und Aegypten an Grossbritannien, dazu erhielt Kurdistan eine gewisse Autonomie.
© 2003-2005 Markus Jud, Luzern | Letztes Update: 4.1.2005 |
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